Dienstag, 16. August 2016

Vorsätze. Erziehung. Liebe.

Ich hab keine Ahnung wie oft ich nun schon das Lied "Deine blauen Augen machen mich so sentimental..." gesungen habe, wenn ich meinem kleinen Strahlemann in die Augen geschaut habe. Denn er hat wirklich die wunderschönsten blauen Augen, die man sich vorstellen kann. 

Doch jedes Mal frage ich mich dann auch - Was ist mit meinen guten Vorsätzen, was die Erziehung angeht? Kann ich ´Nein!´ sagen? Kann ich ihm richtig und falsch beibringen, obwohl ich ihn doch eigentlich nur knutschen und drücken will? Kann ich streng sein? Wie streng muss ich sein? Muss ich streng sein, damit er ein guter Mensch wird? 

Ja, ich weiß. Noch ist Erziehung eher zweitrangig. Jetzt gerade sage ich nur "Nein!" wenn er wieder irgendwas in seinen Fingerchen hat, was nicht dahin gehört. Meine Haare. Als Beispiel. Oder die Fernbedienung. Oder die Post. Oder die Tasse, die auf dem Tisch steht, voll mit Mamis heißem Kaffee. Oder den Receiver, den er versucht mit einem strahlenden Lächeln aus dem Regal unter dem Fernseher zu ziehen. Mittlerweile ist er so flink und schnell geworden, dass nichts mehr sicher ist. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es erst wird, wenn er richtig krabbeln kann. Oder laufen.

Aber wie macht man es nun richtig? In meiner Erziehung war mein Vater der strenge und meine Mama der liebe Part. Guter Cop, böser Cop. Kennt man ja. Nicht, dass mein Papa streng sein wollte. Ich bin mir sicher, dass er mich auch gerne nach Strich und Faden verwöhnt hätte, aber dann wäre aus mir sicher gar nichts geworden. Dass mir heute Menschen sagen, ich sei höflich und aufmerksam, das ist definitiv nicht der Verdienst meiner Mutter. Meine Mutter hatte damit wirklich nichts zu tun. Dafür hat sie mich etwas anderes Wichtiges gelehrt - wie man liebt. Meine Mutter ist einer der liebenswertesten Menschen, die ich kenne. Und mein großes Vorbild. Naturlich lässt sich ihr Erziehungsstil etwas optimieren, aber sie hat nichts falsch gemacht. Und sie hatte einfach das Glück, dass mein Vater das, was ihr fehlte, ausgeglichen hat. Wenn sie nicht "Nein" sagen konnte, hat das mein Papa übernommen. Dafür war er oft der Buhmann und ich hab mich damals nicht nur einmal gefragt, ob mein Papa mich denn nicht lieb hat. Heute weiß ich, dass es für ihn viel schwieriger war. Denn er musste derjenige sein, der Erziehung in mein Leben bringt, weil meine Mutter mich eben bloß verwöhnt hat. 

Bevor ich nun selbst Mutter wurde, dachte ich immer, ich würde bei meinen Kindern der böse und strenge Part. Diejenige, die "Nein!" sagt und nicht alles durchgehen lässt. Aber wenn ich jetzt so in mich reinhorche, bin ich gar nicht so sicher, ob ich das dann kann. Denn wenn mich dann diese strahlend blauen Äuglein anschauen und es dann soweit ist, dass dazu dann noch ein "Aber bitte, bitte, biiiitte Mama! Ich hab dich doch sooo lieb!" kommt? Kann ich da dann widerstehen?

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