Samstag, 17. September 2016

Entspannung. Selbstbestimmtheit. Hypnobirthing. |•| Teil 2 |•|

So. Weiter geht es. Wo war ich stehen geblieben? Achja. Ich hatte den Kurs gebucht.

Ich hatte im Vorfeld mit Anika, der Kursleiterin, telefoniert. Die Sympathie war da und so war es entschieden. Ja, so ein Kurs kostet Geld. Nicht wenig, um genau zu sagen. Und natürlich gibt es keine Garantie, dass ich die Geburt bekommen würde, die ich mir wünschte. Doch im Endeffekt brauchte ich diese Garantie gar nicht. Doch dazu kommen wir später.

Der Kurs bestand aus vier Kurseinheiten. Immer Sonntags. Die Kurse werden absichtlich klein gehalten, einfach weil es doch um intime Themen geht, aber auch, weil es eine kleine Gruppe braucht, um die Methodik erlernen zu können. Man braucht Ruhe, Entspannung und eben auch Vertrautheit. In einer Gruppe mit mehr als zehn oder 15 Personen wird das sicher schwierig. Wir waren zu acht. Plus Kursleitung. Acht Menschen, die mit Hoffnungen, Wünschen und Träumen zusammen kamen.

Um euch HypnoBirthing einmal kurz zusammenfassend zu erklären und auch ein bisschen die möglichen Vorurteile zu zerstreuen:

HypnoBirthing ist eine Methode mit leicht anwendbaren Techniken der Tiefenentspannung, Selbsthypnose, Atmung und Visualisation um eine schöne und möglicherweise schmerzfreie/schmerzverminderte Geburt erleben zu können.

Oft liest man davon, dass man das Kind mit dieser Methode nur aus sich raus atmet. Ganz ohne Schmerzen. Einfach so. Ja, genau. Du atmest kurz durch und dann macht es Plumps und da ist das Baby einfach so aus dir rausgefallen. Schön wär's, oder? Als ich das erste Mal solche Aussagen las und dann auch im Kurs davon hörte, war mein Gelächter laut. Doch wenn man sich damit auseinander setzt, Erfahrungsberichte (dann allerdings eher aus dem Ausland, wie England, Australien oder Neuseeland) liest und sich dann auch noch Videos ansieht - es ist tatsächlich möglich. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass es nicht die Regel ist, nach einem Kurs und bei der ersten HypnoBirth dieses Ergebnis zu erzielen. Doch ich glaube eben, dass es möglich ist.

Mir persönlich hat es nicht die klassische HypnoBirth gebracht. Ich habe meinen Babybear nicht im Wasser und auch nicht mit reiner Atmung auf diese Welt gebracht. Es war nicht schmerzlos. Es war nicht so, wie ich es mir erträumt hatte.

Doch genau das hat mir die Philosophie von HypnoBirthing gebracht. Ich habe nicht genau das bekommen, was ich wollte. Das Ergebnis hat alle Hoffnungen und Wünsche in den Schatten gestellt, das ist klar. Doch fast alles ist anders gelaufen, als ich es in meinem kleinen, naiven Kopf geplant hatte. Und trotzdem bin ich nicht unglücklich. Ich bin nicht traumatisiert. Ich denke nicht mit Schrecken an die Geburt meines Kindes.

Bis auf wenige Minuten denke ich an jede einzelne Sekunde vollkommen glücklich zurück. Ich habe fast jede Minute dieses Tages genossen. Ich war glücklich, sorglos, frei von Angst, entspannt und voller Vorfreude. Und nicht nur das. Ich habe mich niemals meinem Herzensmann so nah gefühlt, wie an diesem Tag. Keine Sekunde hat er mich alleine gelassen, hat mir Raum gegeben, wenn ich ihn brauchte und mich gehalten und getragen, wenn ich es brauchte. Es gab Momente, in denen ich mich in seinen Armen verkrochen und Momente, in denen ich ihn von mir weggestoßen habe. Und zu jeder Zeit wusste ich, dass er da war. Ich glaube nicht, dass ich diesen Schutz und Halt durch ihn so intensiv wahrgenommen hätte, ohne den Kurs.

Insgesamt hat mich der Kurs zu einem anderen Menschen gemacht. Ich bin ausgeglichener, entspannter. Geduldiger. Ich habe Vertrauen in meinen Körper, weiß zu schätzen, was er geleistet hat und bin auch stolz.

Und ich weiß, dass ich verrückt geworden wäre, ohne den Kurs. In den letzten Tagen vor der Geburt, am Tag der Geburt. Ich war vorher voller Angst, voller Sorgen, voller Zweifel. Nach dem Kurs habe ich mir den Tag der Geburt herbeigesehnt.

Es ist schwer zu beschreiben, aber lasst es mich so erklären - vor dem Kurs, war im Bezug auf die Geburt das Glas immer halb leer. Teilweise hatte ich sogar echte Panik, wie man das denn bitte überhaupt schaffen soll. Ich habe mir vorgestellt, dass ich sicher Angst vor der nächsten Wehe haben würde. Doch durch den Kurs, durch das was ich dort gelernt habe, über Geburten im Allgemeinen und über mich selbst, habe ich mich über jede Wehe gefreut. Denn jede Wehe würde mich meinem Babybear näher bringen. Das Glas war immer halb voll. Ich war nicht erst drei Stunden im Krankenhaus und wie lange, zum Teufel, sollte es denn bitte noch dauern!? Ich war schon drei Stunden im Krankenhaus, hatte schon drei Stunden der Geburt geschafft und war drei Stunden näher an dem Moment, mein Kind in den Armen zu halten. Man hat die Etappen gefeiert und immer das Positive hervorgehoben. Das ist es was mir der Kurs gebracht hat. Ja, eine Geburt ist harte Arbeit, kostet Kraft und sorgt, leider so oft, auch für Schmerzen. Doch nimmt man es nicht als etwas Negatives wahr. Es ist das Mittel zum Zweck um ans Ziel zu kommen. Und man schafft es.

Natürlich hat dank der vielen Atemübungen und der Atemtechnik, die ich während der kompletten Geburt anwenden konnte auch Julian unheimlich profitiert. Die Hebammen sagten gleich, dass er eine wunderbare Sauerstoffversorgung hatte. Er war dunkelrot als er auf die Welt kam und wirklich das Wunderschönste, was ich jemals gesehen habe.

Selbst heute, im Alltag, kann ich einiges des Kurses anwenden. Ich kann mich, mehr oder weniger, auf Kommando entspannen. Ich kann mit einer gewissen Atemtechnik runterfahren. Ruhig werden. Ich kann Ärger, Wut und Ungeduld weg atmen. Es klingt albern und ein bisschen verrückt, doch es hilft mir ein besserer Mensch zu sein.



Alle Details der Geburt sollt ihr auch noch bekommen. Doch da müsst ihr euch noch etwas gedulden. Wenn ihr aber Fragen habt zu diesem Thema, dann meldet euch! 

Und hier noch der Link zu der wundervollen

Anika Lysko-Krecklau

Anika, falls du das liest - du bist so maßgeblich an der wundervollen Geburt meines Julians beteiligt und ich finde keine Worte, um dir zu danken. Fühle dich feste umarmt!



Donnerstag, 15. September 2016

Entspannung. Selbstbestimmtheit. Hypnobirthing. |•| Teil 1 |•|

Über die Geburt meines kleinen Babybears bin ich absichtlich noch nicht ins Detail gegangen. Einen klassischen Geburtsbericht wird es aber geben, in der Form eines #Rückblicks.
Doch das hatte ich für Julians ersten Geburtstag geplant.
Nun hatten wir aber das Nachtreffen unseres Hypnobirthingkurses und die Erinnerungen fliegen nur so durch meinen Kopf. Und nachdem ich privat auf Facebook gepostet habe, dass ich zum Nachtreffen unterwegs bin, meldete sich meine ehemalige Arbeitskollegin Merle und war interessiert an einem Blogpost - ja sicher. Das machen wa doch :D
Also. Wo fang ich nur an. Dass meine Schwangerschaft einfach toll und ohne böse Zwischenfälle verlief, erzählte ich ja wohl schon. Und trotzdem begann ich im November, zwei Monate vor dem  errechneten Termin etwas hibbelig zu werden. "Etwas, dass ich nicht lache!" wird mein Herzensmann nun sagen. Ja, vielleicht nicht nur ´etwas´. Vielleicht auch ein wenig mehr. Ich schaute also nach Klinken (obwohl ja eigentlich schon feststand, wo wir hin wollten zur Geburt), ich schaute nach geburtsvorbereitenden Kursen, und nun ja. Wie das dann so ist. Man schweift ab. Ich googelte stundenlang und stieß irgendwann auf Hypnobirthing. Ich muss dazu sagen, dass ich Hypnose im Allgemeinen immer unheimlich skeptisch gegenüberstand. "Mich kann man gar nicht hypnotisieren!" hab ich oft in meinem Leben gesagt. Dabei dann aber immer auf die Las-Vegas-Show-Hynose bezogen. "Wenn du wach wirst, bist du ein Huhn!". Das halt. Ich? Nein. Auf keinen Fall.
Ich frage mich ja ohnehin schon, wieso Menschen das wollen? Ja, wenn jetzt jemand kommt und sagt "Wenn du wach wirst wiegst du zehn Kilo weniger, deine Haare sind voller und länger, deine Haut reiner und du fühlst dich zehn Jahre jünger!" Ja los, dann schnipp mal, oder was dafür halt sonst nötig ist. Aber ein Huhn? Wieso?
Naja. Ihr merkt. Das Abschweifen liegt mir. Also ich stieß dann auf HypnoBirthing und soweit ich mich erinnere musste ich erstmal lachen. "Wenn du wach wirst, hast du dein Kind!" Ja cool, wieso macht das nicht jede Frau so, dachte ich und musste grinsen. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto interessanter fand ich diesen Weg Geburten anzugehen. Vielleicht war es auch mein naives, kleines, ängstliches Ich, was sich einfach wünschte, dass es eine so leichte Methode gab, mein Baby zur Welt zu bringen.
Ich las mich immer tiefer ein, fand das Buch von Marie Mongan und ein Kursangebot für HypnoBirthing, sogar in Kooperation mit unserer Wunschklinik. Alles etwas zu schön um wahr zu sein. Denn mir wurde klar, dass das der Weg sein würde, den ich gehen wollte. Doch für das Konzept von HypnoBirthing ist der Partner, der Geburtsbegleiter, auch von wichtiger Bedeutung. Auch er muss sich darauf einlassen, um HypnoBirthing anwenden zu können.
Also überlegte ich, wie ich meinen Herzensmann überzeugen könnte. Ich weiß, dass einige Menschen hier mitlesen, die mich und auch meinen Herzensmann kennen. Und jeder von diesen Menschen wird nun lachen. Mein Herzensmann ist der rationalste Mensch, den ich kenne. Und für HypnoBirthing braucht man zumindest eine gewisse Offenheit für Esoterik.
Aber, mein Herzensmann ist kein dummer Mann und als er merkte, wie ernst mir dieses Thema ist, informierte er sich ausführlichst darüber. Und er kam mit mir über ein, dass das etwas für mich sein könnte. Ich kontaktierte also Anika, die den Kurs in unserer Klinik anbot und buchte einen Kurs bei ihr.
|•| Fortsetzung folgt |•|