Freitag, 26. August 2016

Immer. Langsam. Kumpel.

Fast sieben Monate bist du nun alt, mein kleiner Babybear.

Du isst nun schon seit einiger Zeit deinen Mittagsbrei. Ob Kürbis, Zucchini, Möhre oder Fenchel. Du magst irgendwie alles. Auch den Obstbrei zum Nachtisch verdrückst du, als hättest du nie was anderes getan. Abends gibt es nun auch Milchbrei und auch den schmatzt du einfach so weg. Und auch jegliches Fingerfood findest du super.

Du schläfst noch nicht durch, aber das ist okay. Wir kommen damit gut zurecht, wenn du mich nachts nur einmal wach machst. Du weinst dann nicht, oder jammerst. Du boxt mich einfach oder tätschelst mich ganz lieb. Und nachdem du getrunken hast, hälst du dich weiter an mir fest und schläfst wieder ein. So machst du es mir unmöglich, dich wieder zurück in dein Bettchen zu legen und so kuscheln wir dann die zweite Hälfte der Nacht immer zusammen.

Du kannst plötzlich soviel mehr. Du robbst und willst alles anfassen und ansabbern und entdecken. Natürlich ist unsere Hündin das Interessanteste von allem, aber auch unsere Katze, die Bäume draußen, oder eben nur der herunter gefallene Stift - wirklich alles ist für dich ein großes Abenteuer. Du nimmst alles wahr und entwickelst einen immer größeren Willen. Willst du etwas wirklich haben und bekommst es nicht, ja dann darf auch mal mit knallrotem Kopf wild geschimpft werden.

Du lachst soviel. Du bist ein echter kleiner Strahlemann. Du hast ganz niedliche Grübchen und weißt schon genau, wie man flirtet. Bisher ist dir wirklich jede Frau sofort verfallen und schon oft wollte man dich hier einfach so weg klauen. Du kannst auch schon richtig laut lachen, wenn Papa mit dir "Kuckuck!" spielt oder ich mich verstecke und dann aus meinem Versteck heraus springe. Manchmal reicht aber auch ein Blatt, dass von einem Baum fällt oder deine eigene Hand, die du genau betrachtest und du fängst an zu glucksen.

Du machst das Windeln wechseln nun auch gerne zum Ringkampf. Du magst mittlerweile nicht mehr gern auf dem Rücken liegen und am allerliebsten würdest du schon richtig Sitzen und Laufen. Dein Fortbewegungsdrang ist wirklich irre und ich freue mich schon auf die neuen Abenteuer, die wir vor uns haben, wenn du erst laufen kannst!

Immer nur du. Du bist wirklich alles für mich und ich weiß nicht, wer ich war, bevor du da warst. Mein Leben ist soviel bunter, soviel aufregender und mit soviel mehr Liebe, seitdem du da bist. Du bringst mich zum Lachen und ebenso vor Glück zum Weinen. Du findest in mir Kraftreserven, von denen ich nicht wusste, dass sie da sind. Du lässt mich noch mehr strahlen, als an meinem Hochzeitstag. Und du lässt mich Stolz auf einer völlig neuen Ebene empfinden.

Ich kann selten allein zum Klo. Ich esse manchmal im Stehen, mit dir auf meinem Arm und meistens ist mein Essen auch kalt. Ich kann nicht in Ruhe mein Buch lesen oder mich fertig machen. Ich kann nicht mehr mit offenen Fenstern und richtig lauter Musik im Auto fahren. Ich kann nicht mehr eine Stunde in der Wanne liegen und mir ewig Zeit lassen. Ich kann morgens nicht mehr ausschlafen. Ich kann nicht mehr einfach so Süßigkeiten oder ein Eis essen (denn das möchtest du dann ja auch haben).

Ich kann nicht mehr immer eine gute Hausfrau sein und auch nicht immer eine gute Ehefrau.

Aber ich bin mit Leib und Seele Mama. Und es gibt keinen erfüllenderen Job, als eben diesen. Es hat sich soviel geändert und ich musste mich von Dingen verabschieden. Doch habe soviel mehr gewonnen. Wir haben soviel mehr gewonnen. Denn dein Papa war als Ehemann schon absolut großartig, doch als deinen Papa liebe ich ihn noch mehr. Und auch, wenn es nicht immer alles rund laufen kann, muss man sich den Moment nehmen und sich bewusst machen, was man hat. Wofür man dankbar sein kann. Und sofort ist man wieder absolut glücklich.

Doch auch, wenn ich so glücklich bin, wie du dich entwickelst und wie schnell du alles kannst und Neues lernst - immer langsam, Kumpel. Du wirst sonst viel zu schnell groß und ich mag diese Zeit doch bitte noch was genießen, ja?

Dienstag, 16. August 2016

Vorsätze. Erziehung. Liebe.

Ich hab keine Ahnung wie oft ich nun schon das Lied "Deine blauen Augen machen mich so sentimental..." gesungen habe, wenn ich meinem kleinen Strahlemann in die Augen geschaut habe. Denn er hat wirklich die wunderschönsten blauen Augen, die man sich vorstellen kann. 

Doch jedes Mal frage ich mich dann auch - Was ist mit meinen guten Vorsätzen, was die Erziehung angeht? Kann ich ´Nein!´ sagen? Kann ich ihm richtig und falsch beibringen, obwohl ich ihn doch eigentlich nur knutschen und drücken will? Kann ich streng sein? Wie streng muss ich sein? Muss ich streng sein, damit er ein guter Mensch wird? 

Ja, ich weiß. Noch ist Erziehung eher zweitrangig. Jetzt gerade sage ich nur "Nein!" wenn er wieder irgendwas in seinen Fingerchen hat, was nicht dahin gehört. Meine Haare. Als Beispiel. Oder die Fernbedienung. Oder die Post. Oder die Tasse, die auf dem Tisch steht, voll mit Mamis heißem Kaffee. Oder den Receiver, den er versucht mit einem strahlenden Lächeln aus dem Regal unter dem Fernseher zu ziehen. Mittlerweile ist er so flink und schnell geworden, dass nichts mehr sicher ist. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es erst wird, wenn er richtig krabbeln kann. Oder laufen.

Aber wie macht man es nun richtig? In meiner Erziehung war mein Vater der strenge und meine Mama der liebe Part. Guter Cop, böser Cop. Kennt man ja. Nicht, dass mein Papa streng sein wollte. Ich bin mir sicher, dass er mich auch gerne nach Strich und Faden verwöhnt hätte, aber dann wäre aus mir sicher gar nichts geworden. Dass mir heute Menschen sagen, ich sei höflich und aufmerksam, das ist definitiv nicht der Verdienst meiner Mutter. Meine Mutter hatte damit wirklich nichts zu tun. Dafür hat sie mich etwas anderes Wichtiges gelehrt - wie man liebt. Meine Mutter ist einer der liebenswertesten Menschen, die ich kenne. Und mein großes Vorbild. Naturlich lässt sich ihr Erziehungsstil etwas optimieren, aber sie hat nichts falsch gemacht. Und sie hatte einfach das Glück, dass mein Vater das, was ihr fehlte, ausgeglichen hat. Wenn sie nicht "Nein" sagen konnte, hat das mein Papa übernommen. Dafür war er oft der Buhmann und ich hab mich damals nicht nur einmal gefragt, ob mein Papa mich denn nicht lieb hat. Heute weiß ich, dass es für ihn viel schwieriger war. Denn er musste derjenige sein, der Erziehung in mein Leben bringt, weil meine Mutter mich eben bloß verwöhnt hat. 

Bevor ich nun selbst Mutter wurde, dachte ich immer, ich würde bei meinen Kindern der böse und strenge Part. Diejenige, die "Nein!" sagt und nicht alles durchgehen lässt. Aber wenn ich jetzt so in mich reinhorche, bin ich gar nicht so sicher, ob ich das dann kann. Denn wenn mich dann diese strahlend blauen Äuglein anschauen und es dann soweit ist, dass dazu dann noch ein "Aber bitte, bitte, biiiitte Mama! Ich hab dich doch sooo lieb!" kommt? Kann ich da dann widerstehen?

Montag, 1. August 2016

Einfach so. Ein halbes Jahr.

Unglaublich, aber so ist es. Unser Babybear ist nun sechs Monate alt. Ein halbes Jahr voller Emotionen, voller Sorgen, voller Freude, voller Stolz.

Am Samstag war es soweit und pünktlich zu diesem Datum hat Julian Freitag Abend das vorwärts robben für sich entdeckt. Wie sehr habe ich darauf gewartet. Wie sehr hab ich mich gefreut. Einfach so hat er sich plötzlich in Bundeswehrmanier über den rechten Arm geschoben. Abwechselnd den Popo oder den Oberkörper in die Höhe recken, würde ja schon wie verrückt geübt. Und jetzt schafft er es dann auch sehr sicher in den Vierfüßlerstand. Dann wird vor und züruck gewippt und gestrahlt. Das vorwärts Robben lässt ihn aber nun alles ganz neu sehen. Plötzlich gibt es soviel zu entdecken und erkunden.

Wenn etwas in seinem Fokus ist, das er dann unbedingt erreichen will, gibt es lustige "Eh, eh, eh" Laute und erstmal wird im Liegen mit den Beinchen gestrampelt und gewackelt wie wild. Und dann gehts los.

Doch nun lauern natürlich auch Gefahren, die Mami vorher nicht auf dem Zettel haben musste. Die Kante des Schreibtischfußes ist ganz schön scharf und hatte ich nicht neulich eine Büroklammer auf dem Boden nicht mehr wieder finden können? Und das Kabel dahinten... und natürlich wissen Kinder ja immer genau was sie nicht tun sollen. Zum Beispiel n i c h t Mamas Schuhe anlutschen, oder dem Hund Haare ausrupfen und sich dann in den Mund stecken. Doch irgendwie kennen wir das ja alle auch im Erwachsenenalter... Das Verbotene ist ja meist das Interessanteste!

Nun, da sind wir also. Wieder ein Meilenstein. Wieder sind Wochen und Monate vorbei gezogen. Wieder ist Julian gewachsen und hat sich verändert. Und jede Mama versteht das sicher - man ist froh und glücklich, dass das Kind wächst und sich entwickelt. Ab und zu würde man aber gerne einen Rückwärtsgang oder zumindest einen Pauseknopf haben. Es geht so schnell.

|•| Zeig mir deine Welt. Zeig mir was du siehst und was du fühlst. Lass mich eine kleine Weile Kind sein. |•|