Mittwoch, 22. Juni 2016

Hund. Katze. Kind.

Eigentlich sollte es heißen: Hund. Katze. Maus. Kind.

Als wir uns damals entschieden haben, das jetzt der richtige (Hah. Nein. Denn eigentlich gibt es den richtigen Zeitpunkt eh nicht.) Zeitpunkt für ein Kind ist, war auch gleich die Frage da "Was machen wir mit unseren Tieren?" Dass unsere liebe Hündin sicher keine Probleme macht, war schnell klar. Sie kommt aus der Slowakei aus einem Tierschutzverein. Ja. Ich weiß. Tiere aus dem Ausland holen ist keine Lösung. Es gibt in Deutschland genügend arme Tiere. Unsere Hündin war schon in Deutschland. In einer Pflegefamilie. Nun gut. Der nächste Hund würde trotzdem hier aus dem Tierheim stammen. Aber egal. Weiter im Text.
Sorgen machte uns nämlich eher unsere Katze. Mein Herzensmann würde jetzt sagen "Nein, nein. Nicht unsere Katze. Deine Katze!!!" Ja. Stimmt. Meine Katze war vor meinem Herzensmann da. Und ja, sie ist nicht einfach. Mein Herzensmann kann euch von blutigen Füßen berichten. Die ersten Wochen konnte er sich gar nicht frei in meiner Wohnung bewegen. Da wurde ich (und das obwohl ich der Langschläfer bin. Nein war. Also bevor mein babybear da war.) morgens in aller Herrgottsfrüh geweckt, weil er nicht zur Toilette gehen konnte. Oder weil er einen Kaffee wollte. Oder weil er sich vom Bett zur Couch bewegen wollte. Man kann sich vorstellen, dass das die erste große Prüfung unserer Liebe war. Auch mit Besuch ist das immer wieder so eine Sache. Meine Cousine aus den Staaten kann wahrscheinlich heute noch den bösen Kratzer auf ihrer Hand vor sich sehen, den ihr meine Katze Amy letztes Jahr verpasste, als sie uns besuchte.
Es gibt auch niemanden mehr, der auf meine(! - Herzensmann liest du hier mit?) Katze aufpassen möchte. Kommt ja niemand in die Wohnung, wenn ich nicht da bin. Da wird die Türe nur einen Spalt geöffnet und Amy springt auf Kopfhöhe und versucht einem das Gesicht zu zerkratzen. Wieso, fragt ihr? Ja, das frage ich mich auch. Denn mit mir und mittlerweile auch meinem Mann ist sie wirklich nicht bösartig. Sie kuschelt gerne, schmust auch mit dem Hund und ist bis auf ihre dollen fünf Minuten am Tag (und das hat doch jede Katze oder?) wirklich eine ruhige Mieze!
Doch wie würde sie auf Julian reagieren? Und wie würde Fenja, unsere Hündin reagiern? Sie ist zwar eine wirklich liebe Maus, aber unglaublich hibbelig! Und wie macht man es richtig? Direkt alle auf einen Haufen zusammen? Windeln hinhalten? Die getragenen Anziehsachen des Kindes auf die Plätze der Tiere legen? Ganz ehrlich? Danach könnte ich die Sachen wegschmeißen. Fenja würde Söckchen wahrscheinlich auffressen (wie so ziemlich alles, was ihr zwischen die Zähne kommt) und Amy würde alles so vollhaaren, dass ich die Sachen nie wieder meinem Kleinen anziehen könnte. Was also tun?
Mein Herzensmann entschied dann einfach nichts dergleichen zu tun. Einfach ins kalte Wasser springen, nichts vorbereiten, keine benutzen Windeln umhertragen oder irgendwas auslegen. Einfach abwarten, mit babybear nachhause kommen und gucken was passiert. Also natürlich alles unter Aufsicht und mit einer gewissen Vorsicht. Aber eben ruhig und entspannt bleiben. Und genauso machten wir es auch.
Am zweiten Tag nach der Geburt durfte ich nachhause. Meine Eltern kamen vorbei, denn die hatten unsere Fenja ja in der Zeit bei sich zur Pflege. Sie brachten auch ihren Hund Max mit und wir wollten einfach schauen, was so passiert. Max hat bisher nicht so toll auf Kinder reagiert, deswegen blieb er an der Leine. Fenja dagegen lief gleich frei umher. Solange meine Eltern mit Max da waren, war es stressig. Max und Fenja merkten, dass grade nichts normal war. Also fuhren sie heim und Fenja konnte sich entspannen. Als sie schön ruhig war, ließen wir sie an Julian schnuppern und natürlich schaffte sie es, ihm gleich einmal quer übers Gesicht zu schleckern und seitdem sind die beiden Freunde. Wenn ich meinen babybear, der mittlerweile so gerne auf dem Bauch liegt, auf eine Decke auf den Boden lege und Fenja dann immer drumherum springt, sind beide super glücklich. Fenja kann hüten, indem sie immer um Julian rum flitzt und Julian strahlt und lacht und freut sich wie verrückt.

Unsere Katze dagegen interessiert sich nur für die Plätze an denen Julian gerne liegt. Da verscheuchen wir sie dann ständig und versuchen ihr klar zu machen, dass es eben nicht ihre Liegeplätze sind. Aber auch das ist schon besser geworden.

Dass Julian und Fenja aber schon jetzt beste Freunde sind macht mich froh. Ich bin mit mehreren Hunden in der Familie aufgewachsen und ich bin mir sicher, dass das dazu beigetragen hat, dass ich auf eine so wundervolle Kindheit zurück blicken kann.

Bei der Zusammenführung von Kind und Hund sei also gesagt, gebt Acht, seid nicht blauäugig, aber seid auch entspannt - denn wie sagt man so schön? Entspannte Eltern = entspanntes Kind!

Mittwoch, 15. Juni 2016

Stillen. Licht und Schatten.

Was war ich doch naiv. Im Bezug auf so viele Dinge. Ganz selbstverständlich bin ich davon ausgegangen schwanger zu werden. Ganz selbstverständlich auch, dass das Baby gesund ist und bleibt. Ganz selbstverständlich dachte ich, dass meine Schwangerschaft ein Klacks wird. Dass die Geburt schön und einfach wird. Und natürlich auch das Stillen. Schließlich ist das doch alles von Mutter Natur einfach so gegeben. Wieso sollte es da Probleme geben? Hah. Ja. Genau.

Ich muss sagen, dass ich einfach großes Glück beim ersten Anlegen hatte. Im Krankenhaus konnte ich zwar nicht unmittelbar nach der Geburt anlegen (also nicht so wie in meiner Wunschvorstellung, mit wundervollem gelockten Haar, rosiger Haut und wunderhübsch mein Kind anlegen, welches natürlich auch tadellos sauber ist und ja. Ihr wisst schon. Meine lustigen Vorstellungen halt), aber zumindest innerhalb der ersten Lebensstunde von Julian. Irgendwo hatte ich gelesen, dass das essenziell für die Stillbeziehung ist. Nun gut, ich brauchte eben in den ersten 45 Minuten nach der Geburt selbst erstmal medizinische Hilfe. Ich konnte meinen Julian zwar sehen, allerdings in den Armen seines Papas liegend, nicht in meinen. Doch als ich dann soweit wieder hergestellt war und Julian in meine Arme bekam, sagte die Hebamme mir gleich ich müsse ihn anlegen. Sie zeigte mir wie, sehr rabiat wie ich heute finde, aber auch sehr effektiv. Ob es am Anlegen, an Julian oder mir lag, spielt ja keine Rolle. Auf jeden Fall klappte es gleich wunderbar. Ich brauchte kein Stillhütchen, kein Abpumpen, keine Hilfe. Der Milcheinschuß kam dann vier Tage nach der Geburt. Ein wenig spät nach meinem Empfinden, denn Julian hatte ja auch schon abgenommen, aber meine Hebamme betreute mich und schaffte mir das Vertrauen in mich selbst, dass das schon in Ordnung sei. Allerdings sagte sie mir auch, ich solle gleich einen Rhythmus haben. Drei bis vier Stunden sollten zwischen zwei Mahlzeiten liegen. Damit ich auch schnell die Nächte durchschlafen kann. Klang toll. Klappt vielleicht auch bei anderen. Bei mir war es beinahe der Anfang vom Ende.

Zunächst lief aber alles gut. Wir spielten uns aufeinander ein, Julian wusste gleich wie es geht und alles funktionierte bestens. Er nahm auch ordentlich zu. Ich erinnere mich daran, dass meine Hebamme Bettina sogar eine Zunahme von 140 gr innerhalb von 30 Stunden feststellte. Mehr konnte und wollte man dann nicht erreichen.

Als dann langsam die typischen Blähungen der ersten drei Monate meinen babybear quälten, begann aber doch alles schwieriger zu werden. Ich konnte Julian nicht einfach anlegen. Er trank dann nicht einfach ruhig. Er zappelte und überstreckte sich. Weinte und schrie. Mich machte das dann natürlich auch so verrückt, dass mir die Geduld fehlte. Ich wollte doch einfach, dass er keine Schmerzen hatte. Also brach ich viele Stillversuche ab, lief mit ihm stundenlang durch die Wohnung, sang für ihn, machte eben alles. Heute denke ich, dass es nicht nur Bauchschmerzen waren. Ganz sicher war das der größte Faktor, der sein Unwohlsein verursachte. Doch sicher hatte er auch Hunger. Wenn ich darüber nachdenke, schießen mir die Tränen in die Augen, doch sage ich mir immer wieder, dass ich es ihm ja nicht vorenthalten habe. Das Bauchweh war einfach der Grund dafür, dass er nicht in ruhe trinken konnte. Und deswegen hatte er Hunger. Doch damit begann der Kreislauf. Julian hatte zwar Hunger, nuckelte jedoch nur kurz und ließ dann frustiriert von mir ab. Ich war nicht geduldig genug, sein Jammern und Weinen einfach hinzunehmen, sondern probierte dann eben alles mögliche aus, damit es ihm besser geht. Durch das wenige Anlegen und Trinken wurde aber dann die Milch weniger. Wie oft ich in dieser Zeit vom Abstillen gesprochen habe, wie oft ich meinem Herzensmann gesagt habe, er solle bitte  Pre-Nahrung kaufen fahren - ich kann es euch gar nicht sagen! Und wie glücklich ich bin, dass er es nie getan hat. Im Gegenteil. Er hat mir immer und immer wieder gesagt, dass ich durchhalten muss, dass es sicher besser wird. Immer wieder hat er mir alle Vorteile des Stillens vorgeleiert. Er sagte mir immer dass ich das schaffen würde. Meine Hebamme sagte mir dann, dass ich Boxhornkleekapseln nehmen und Carokaffee trinken soll. Okay. Im Internet las ich dann noch, dass nur viel Anlegen für viel Milch sorgt. All das habe ich gemacht und mich durchgekämpft. Und es hat sich so sehr gelohnt. Jede Träne hat sich gelohnt!

Heute ist das Stillen für mich das Schönste, was mich mit meinem Kind verbindet. Zu sehen, dass Julian nicht nur in meinem Körper gewachsen ist, sondern auch jetzt noch durch meinen Körper weiter wächst ist atemberaubend. Heute ist es auch in keinsterweise mehr anstrengend.
Deswegen nun meine Tipps (und das nur aus meinen eigenen Erfahrungen heraus!):

  • Bleibt dran und haltet durch. Es ist leider nicht immer einfach und kann ein Kampf sein, aber es ist absolut lohnenswert durchzuhalten!
  • Nehmt euch Hilfsmittel. Sei es natürlich wie Boxhornklee, Malz oder sonst was. Oder eben Stillhütchen oder abpumpen. Alles was euch (und sei es nur psychische) Entlastung schafft, hilft definitiv!
  • Erklärt eurem Partner, wie wichtig es euch ist und dass er euch bitte unterstützen soll! Denn nichts ist so kontraproduktiv wie jemand, der eure Pläne und Vorsätze durchkreuzt. Hier muss man zusammen an einem Strang ziehen!
  • Und das aller aller aaaaller Wichtigste - hört auf euer Gefühl. Der Knoten platzt in dem Moment, in dem ihr ganz intuitiv stillt. Haltet euch nicht an zeitliche Vorgaben. Nehmt keine Stillpositionen, weil sie doch jeder nimmt. Macht es nach eurem Gefühl, wie es sich für euch und euer Kind richtig anfühlt! 

So und nun noch ein paar letzte Sätze weil sie mir ehrlich am Herzen liegen.
Wenn ihr alles versucht und es will einfach nicht klappen - ihr lieben Mütter da draußen, wer nicht stillt ist keine schlechte Mama! Auch mit Fläschchen werden Babys groß und euer Baby wird später nicht an eurer Liebe zweifeln, weil ihr nicht stillen konntet! Ich habe mich selbst so unter Druck gesetzt, habe immer wieder gedacht, dass ich doch dabei nicht versagen darf. Blödsinn. Man versagt nicht als Mutter, weil man nicht stillt. Man liebt sein Kind genauso sehr, ganz gleich ob man Flasche gibt oder die Brust! Also stresst euch nicht. Sollte es wirklich euer Wunsch sein, dann versucht alles, nehmt euch Zeit und bleibt dran. Wenn ihr merkt, dass es euch psychisch eher schlechter geht deswegen, trotz Hilfe an der Hand durch Hebamme und/oder Stillberaterin, dann geht den Schritt zur Flasche und das ohne Vorwürfe! Ihr liebt eure Kinder nicht mehr oder weniger. Punkt.

Montag, 13. Juni 2016

Bedingungslos. Grenzenlos. Ewig.

Es würde schwere Tage geben, sagten sie mir. Es würde sich alles ändern. Ich würde mich ändern. Ich würde es auch mal satt haben. Ich würde mich manchmal in die Zeit vorher wünschen. In die Zeit, in der ich noch keine Mama war. Es würden Tränen fließen, sagten sie mir. Es wäre nicht immer leicht. Es würde nicht immer die Sonne scheinen. Es würde Regentage geben. Die Welt wäre nicht immer rosarot. Manchmal wäre sie auch grau. Nicht immer wäre mir zum Lachen zumute. Ich würde auch mal in stinkenden Windeln, vollgespuckten Sachen und einem riesigen Chaos ertrinken. Ich würde keine Zeit zum essen haben. Keine Zeit, um Dinge für mich zutun. Ich würde überhaupt wenig Zeit haben, sagten sie. Manchmal würde mir das Gequengel auf die Nerven gehen, oder das Gebrabbel. Mir würde die Spontanität fehlen, meine Unabhängigkeit. Sie sagten, ich würde mich manchmal verlieren. Verlieren im Mama sein. Mich nicht mehr wie ich selbst fühlen. Es würde einfach vieles auf der Strecke bleiben, man würde vieles verlieren, sagten sie.
Doch keiner sagte mir, was ich gewinnen würde. Dass ich mich angekommen fühlen würde. Dass ich soviel Liebe empfinden würde. So bedingungslos, so grenzenlos. Ohne wenn und aber. Dass ich angepinkelt werden würde, und trotzdem lachen könnte. Dass ich nachts geweckt würde, und jede Sekunde in der Stille der Nacht genießen würde. Mein Kind im Arm, meinen Mann neben mir. Dass ich schmelzen würde bei einem Grinsen und platzen könnte vor Glück, bei einem Glucksen meines Kindes. Dass selbst Regentage voller Sonnenstrahlen sein würden. Dass mein Kind meine Welt soviel bunter, aufregender und schöner machen würde. Dass meine Liebe stetig wachsen, mein Stolz immer größer werden und ich immer glücklicher sein würde. Dass es mich ausfüllen und aus mir eine bessere Version von mir machen würde. Dass ich mich angekommen und vollständig fühlen würde. Dass ich jeden Tag unendlich dankbar sein würde. All das sagte man mir nicht. Weil man es nicht beschreiben kann. Weil man keine Worte findet und selbst wenn man es versucht, es nicht ausreicht.
Jede Sekunde genießen. Sich glücklich schätzen. Dankbar sein.
"Ich dachte, dass die Sonne in deinen Augen strahlen wird. Dass sich die Sterne rosa färben und die Welt verrückt spielt.
Ich dachte, dass dann alles zu Zuckerwatte wird, wenn wir uns erst gefunden haben - Du und Ich.
Doch wenn ich dich so anseh' wie du mich so ansiehst, dann sehe ich noch so viel mehr. Du bist wie Frühling im Winter, bist meine Lieblingsgalerie. Du bist noch tausend Mal bunter, als die Blüten meiner Fantasie. Und in all' deinen Farben, verliebte ich mich, und in all' deinen Farben - liebe ich dich!" (Wolkenfrei)

Freitag, 3. Juni 2016

Rückblick. Der Test und Schrödingers Katze.

Ich starte eine Reihe. Rückblick soll sie heißen. Heute geht es um den Tag der Tage. Der Tag, an dem ich getestet habe.

Jede Frau (oder auch Mann, der das sehr eng mit seiner Frau/Partnerin miterlebt) kennt es. Zumindest wenn man nicht einfach auf das Ausbleiben der Periode wartet oder sogar unverhofft schwanger wird. Manche Frauen haben das Glück, nur einen einzigen Test machen zu müssen und (mehr oder weniger) 38 Wochen  später ein gesundes Baby im Arm zu halten. Manche Frauen erleben das Glück eines positiven Testes und der Traum geht dann trotzdem nicht in Erfüllung. So war es bei mir. 2014 war der Wunsch nach einem Kind da. Naja, eigentlich schon früher, aber 2014 wollten wir dann Nägel mit Köpfen machen. Hah. Wie sich das anhört. 2014 durfte ich auch zwei positive Schwangerschaftstests in den Händen halten. Zweimal ging es schief. Aber das soll dann hier nicht das Thema sein. Ich wollte nur sagen, ich kannte das Gefühl schon. Beim ersten positiven Test war da einfach nur unbändige Freude. Man explodiert förmlich, weil sich Träume erfüllen. Weil ein Wunsch war wird. Weil man die Zukunft schon sieht. Weil man in diesem Moment eine Mama ist.
Doch wenn man dann das Pech hat, ein Kind zu verlieren (sei es auch in den ersten Wochen) dann sind weitere positive Tests auch immer mit großer Angst verbunden. Zumindest ging es mir so. Sollte es uns wieder passieren? Sollten wir wieder kein Glück haben? Kann ich es nochmal überstehen? Werde ich je ein Kind haben? Das Gefühlskarussel dreht sich wie verrückt und man hat wirklich immer Angst zu fallen. Doch bei mir war trotz allem auch die unbändige Freude da.

Es war der 19.05.2015. Eine Woche nach meinem Geburtstag. Das Warten bis zu dem Tag, an dem ein Test dann auch (hoffentlich) etwas anzeigt ist grauenvoll. Man hängt in der Schwebe. Man ist Schrödingers Katze. Man ist gleichzeitig schwanger und eben auch nicht. Man bildet sich Dinge ein. Das ist plötzlich ein Ziehen, welches man noch niiiiee zuvor gespürt hat. Und irgendwie ist einem doch morgens plötzlich auch schlecht. Und schlafen kann man auch nicht mehr.
Naja. Wahrscheinlich kennt das nicht jede Frau. Nur die etwas Verrückten. So wie ich.

Mein Herzensmann war also schon vollends genervt von meinem Geplapper "ganz typischer Schwangerschaftssymptome, die ich doch vorher noch niemals nie hatte". Ja, was soll ich sagen. Ich war wohl wirklich sehr anstrengend in dieser Zeit. Also nahm ich mir am Abend zuvor vor, am nächsten Morgen zu testen. Die Nacht wachte ich immer wieder auf, schaute auf die Uhr und konnte es einfach nicht erwarten, dass es endlich morgen war. Als ich dann zu einer Uhrzeit wach wurde, bei der mein Herzensmann mich beim wach machen nicht erdrosseln würde, sprang ich so leise wie möglich auf und rannte zur Toilette. Doch das Phänomen einer jeden Frau war mein Verhängnis - man muss immer dann, wenn man nicht darf. Und dann wenn man kann, muss man nicht.
Irgendwann saß ich dann aber doch vor einem Schwangerschaftstest und wartete auf das Ergebnis. Auf die zwei Striche. Die zwei Striche die alles bedeuten.

Ich zitiere mal aus meinem bisherigen virtuellen Tagebuch:

"Glücklich sein.

Nicht hinterfragen, wie lange das Glück anhält. Nicht auf die Talfahrt warten, nachdem man auf dem Gipfel ist. Einfach genießen. Glücklich sein. Vertrauen haben. Den Moment auskosten. Tränen der Freude haben. Man hat Wünsche und Träume und Sehnsüchte. Man wünscht sich an einen anderen Platz, zu einer anderen Zeit, zu anderen Menschen. Und manchmal wünscht man sich nichts anderes, als diese eine Sache. Einen zweiten Strich. Pinkeln, Minutenlang warten, und solange auf den Streifen starren, bis man sich schon einen Strich einbildet. Weiter warten, weiter starren. Hoffen, dass sich der Traum endlich erfüllt, dass man nicht mehr warten muss, dass das Herz endlich geheilt wird. Und dann ist da dieser Schatten. Man ist sich unsicher, weiß nicht, ob er wirklich da ist, steht minutenlang da und hält den Streifen in verschiedenen Winkeln ins Licht nur um Sicherheit zu bekommen. Man fragt seinen Mann, seine Mama, seine Freundinnen. Der Mann ist Realist und lässt die Unsicherheit gewinnen, "Versuch es morgen nochmal!". Die Freundinnen sehen auch was, sagen man ist nicht verrückt, verhaltene Freude.
Und dann der zweite Test, aber dann mit einer Auswertung in Worten. Ein Wort. Ein kurzes, kleines Wort. Ein Wort, was tagtäglich millionenfach auf dieser Welt benutzt wird. Was vielen nichts bedeutet. Und was für mich die Welt bedeutet. Dahinter die Zahlen 1-2. Freude, Tränen, pure Liebe. Ein Hormoncocktail durchströmt einen und lässt nichts zurück außer Glückseligkeit. Und nicht nur in meinem direkten Umfeld fließen Freudentränen. Dieses eine Wort lässt sogar Menschen im Norden und Süden Deutschlands vor Freude weinen. Ein kleines Etwas, was noch gar nicht richtig da ist, ist bereits jetzt der Auslöser für wahre Freude. Mit der Freude kommt natürlich auch ein kleines bisschen Angst, aber wirklich nur ein bisschen. Ich hoffe, und glaube und bete. Für mein Mucki."

Diese Worte heute zu lesen, das Foto vom Test zu sehen. Emotionen pur. Ich weiß noch wie ich weinend meine Mutter anrief. "Mama! Ich bin schwanger!" Heute nenne ich sie nur noch Omi.

Wenn ich mir jetzt meinen kleinen babybear ansehe, erscheint es so unwirklich und unreal, dass es erst ein Jahr her ist. An ein Leben ohne ihn kann und will ich mich einfach nicht mehr erinnern.