Mittwoch, 26. Oktober 2016

Wettstreit. Selbstzweifel. Selbstbewusstsein.

Wie sehr es mich doch nervt.

Ich bin in keinem Babykurs. Und ich war auch in keinem. Ursprünglich wollte ich mit einer lieben Mami, deren kleiner unheimlich niedlicher Sohn den gleichen Geburtstag hat wie mein Babybear, in Kurse gehen. Doch irgendwie hab ich das nie hinbekommen. Traurig bin ich, weil wir dann sicher mehr Kontakt hätten, doch andererseits bin ich nun ganz froh, dass ich mit nicht zu vielen Muttis in einen Raum eingesperrt bin. Wieso? Weil ich immer mehr das Gefühl habe, dass ich anders bin. Dass ich nicht dazu gehöre. Dass ich nicht kompatibel bin. Natürlich kommt man nicht drumherum. Hier und da lernt man eine Mama kennen. Und anfangs wirkt das alles auch immer sehr nett und harmonisch. Doch mittlerweile warte ich dann schon immer drauf.

"Und, krabbelt deiner denn schon? Nein! Ohje. Also meiner konnte das ja schon total früh!"
- ja genau, wahrscheinlich konnte der auch schon in deinem Bauch lesen...

"Ach und du gibst ihm schon Brot? Na, also eine Freundin meines Schwagers, dessen Cousin 3. Grades, dem sein Kind ist ja erstickt!" (Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod!)
- hmpf.

"Und ihr macht Familienbett? Also das finde ich ja nicht gut. Es gibt ja zahlreiche Statistiken, dass die Kinder dann ersticken!"
- grummel.

"Oh, du hast impfen lassen? Na, also da halte ich ja gar nichts von... Das ganze Zeugs, was sich dann im Kind ablagert, das ist ganz und gar nicht gut!"
- an dieser Stelle gehe ich dann.

Ich raffe das einfach nicht. Schlimm genug, dass Instagram, Facebook und Co. ja auch immer nur Miniausschnitte eines Alltags zeigen und man sich trotzdem immer fragt, wie die super schön gestylte Mutti mit dem super modischen (und sauberen!!!) Kind in Ruhe ein Buch lesen kann und dazu einen Kaffee schlürft, am besten im Garten, und wieso, verdammt nochmal, ich das so nicht hinbekomme.
Wieso müssen sich die Muttis untereinander im wahren Leben dann noch ausbooten, angreifen und einen Wettstreit aus jedem Pups machen.

Austausch find ich super. Andere Ansichten zu hören, ist immer ein Antrieb, eigene Handlungen zu überdenken und vielleicht sogar zu verbessern. Wenn ich etwas besser machen kann, sprich mich an, zeig mir wie es besser geht. Ich nehme das echt gerne an. Aber wieso muss man alles auf so eine negative, arrogante Art vertonen. Es geht mich genauso einen feuchten Pups an, was andere mit ihren Babys machen, wie es keinen was angeht, ob ich meinem Kind zum Frühstück schon ein Brot gebe oder nicht.

Beim Thema Impfen bin ich festgefahren. Da bin ich auch nicht der Meinung, dass "jeder das selbst wissen muss". Da bin ich für getrennte Kitas und Schulen. Und man sollte die Eltern der (wegen fehlender Impfungen) erkrankten Kinder doch mal beim Arzt- oder Krankenhausbesuch fragen, ob sie die Schulmedizin an diesem Punkt nicht auch in Frage stellen und ihre Kinder lieber nicht von einem Arzt behandeln lassen. Am Ende ist es aber ja so, dass die Kinder die Leidtragenen sind.

Doch da wollte ich nun gar nicht hin. Dieser bescheuerte Wettstreit zwischen Mamas auf dem Spielplatz ist doch verrückt. Da ist man die böse Mutter, weil man nicht stillt oder seinem Kind einen Fruchtzwerg gibt oder das Kind nicht sofort zum Mund ausspülen nachhause schleift, weil es in seinen Sandkuchen gebissen hat. Es gibt so viele Dinge, weswegen Mütter von der Gesellschaft angegriffen werden. So viele Momente, in denen wir Unterstützung bräuchten, wenigstens von einander. Und wir tun es nicht.

Und das allerschlimmste ist, dass man dann auch nicht drüber steht. Ich zumindest nicht. Weder beim tollen neuen Instagrampost meiner Lieblingsmamabloggerin, noch bei blöden Kommentaren (natürlich auch immer wieder von Menschen ohne Kinder - und die wissen es ja meist am besten!!!). Ja, oft kann ich mich zurücklehnen, durchatmen und einfach drüber hinweg sehen. Von etwas anderem sprechen. Doch ab und zu kommt dann die kleine Stimme in meinen Kopf, die solange hinterfragt, ob es denn so richtig ist, bis ich dann echt verunsichert bin.

Aber genau das ist falsch. Wir sollten nicht auf andere hören. In der Regel weiß eine Mama einfach, was das Beste für das eigene Kind ist. Und das ist ja absolut individuell für jede Mama und ihr Kind. Ganz gleich, um welches Thema es geht. Der Spruch "Mein Kind kommt aus meinem Bauch, deswegen treffe ich auch alle Entscheidungen für mein Kind aus dem Bauch heraus!" ist absolut richtig, denke ich. Und wenn unser Kind glücklich ist und lacht und wir eine wirklich gute Zeit erleben, dann sollten wir mal innehalten und uns im Geiste auf die Schulter klopfen. Und wenn wir dann hin und wieder statt Kritik einfach mal Lob gegenüber einer anderen Mama äußern, ich glaube, dann sind wir auf dem richtigen Weg!

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